Oh, wie verletzt wir alle sind – wie Selbsterkenntnis und Bewusstwerdung befreien
Oh, wie verletzt wir alle sind –
wie Selbsterkenntnis und Bewusstwerdung befreien
Jeden Tag in den Nachrichten und Medien
sehen wir Bilder wo Menschen sich gegenseitig in gröbster Weise verletzen.
Wie gehe ich damit um?
Wie gehst du damit um?
Mich erschrecken und schmerzen diese Bilder
und irgendwie mag ich nicht immerzu erschreckt und mit Schmerz rumlaufen –
und schalte die Medien ab.
Und ja, uns wird über Bilder in den Medien etwas gezeigt,
was eigentlich außerhalb unserer Realität, da wo wir wirklich körperlich sind, passiert –
und trotzdem macht es uns betroffen.
Wir kennen das Gefühl das Schmerzes und der Verletzung sooooo gut –
aus unserem eigenen Leben.
Vor ein paar Tagen bin ich nach vielen Jahren intensiver Selbsterfahrung mit und durch Gewaltfreie Kommunikation auf dieses Gefühl gestoßen, dass mich in seiner Intensität überrascht und erschüttert aber auch befreit hat.
Ich habe herausgefunden und angenommen,
wie verletzt ich selbst innerlich bin –
und dass ich diese Verletzung schon soooo lange mit mir rumtrage
– unbemerkt –
seit meiner Kindheit, meiner Schulkind-, Kleinkind- und Säuglingszeit.
Und dabei ist nichts Schlimmes passiert in Friedenszeiten damals und heute
– nur die ganz „normalen“ Verletzungen von ganz normalen Eltern, Großeltern, Lehrern,
die eben auch verletzt waren und sind –
und nicht wissen und auch damals nicht wussten,
wie man auf liebevolle Art mit sich selbst,
mit Babys, mit kleinen und größeren Kindern umgeht,
wie man Kinder in ihrer Art bestärkt und einfach nur leben lässt
und ihnen eben Liebe und Selbstliebe vorlebt.
Eltern und Lehrer eben, die den damaligen Erziehungsgrundsätzen geglaubt haben,
die mit mir gelacht haben, die versucht haben,
allen Anforderungen und Wünschen so gut sie konnten, gerecht zu werden –
und an ihre Grenzen dabei stießen, kurz: die das Beste taten, was sie konnten.
Ja dieses Verletztheitsgefühl hat mich in seiner Intensität überrascht,
weil ich schon so lange Selbsterfahrungsarbeit betreibe
und schon soooo viel Schmerz und Glaubenssätze erlöst und aufgelöst habe,
so viele vorher verdrängte Gefühle integriert habe.
Darüber hinaus habe ich schon soooo viele Menschen
durch deren Verletzungen hindurch zu Frieden und Zufriedenheit begleitet.
Diese meine Verletztheit anzunehmen,
mit ihr zu sein,
„ja“ zu ihr zu sagen,
war und ist eine große Befreiung.
Auf einmal kehren sooo viel innere Ruhe und Frieden ein.
Auf einmal lande ich in einer neuen Weite.
Auf einmal entsteht Gelassenheit in Bezug auf Dinge,
die mich vorher erregt haben.
Auf einmal habe ich keine Abwehr und keine Wut mehr auf die Menschen,
die meine Verletzungen getriggert haben mit ihrem Verhalten,
sondern sehe, dass die meisten davon ebenso auf unbewusste Weise verletzt sind
und dadurch das verletzende Verhalten,
dass sie sich selbst und anderen antun,
selbst nicht spüren können.
Es entsteht Vergebung in mir – ganz von allein.
Und noch etwas bringt so viel neuen Raum, neue Selbstliebe:
Die Erkenntnisse, wo ich mich selbst verletze bzw. selbst verletzt habe.
Und das tat ich in dem unbewussten Bemühen,
meine Verletzungen nicht zu spüren
und neue Verletzungen zu vermeiden.
Ja wodurch verletze ich mich selbst?
Eine lange Liste.
Oh diese Frage in mir zu tragen und achtsam zu sein,
wenn es geschieht,
wenn ich es wieder tun will
und dieses verletzende Verhalten dann zu lassen.
Wie viel neuer Raum,
neue Möglichkeiten für Selbstliebe da entstehen!
Und ich stehe für mich ein,
nehme mich selbst ernst,
sage noch mehr Ja zu meinen Gefühlen, zu meinen Bedürfnissen,
zu dem, was für mich stimmt –
unabhängig, wie andere beurteilen, was ich zu meinem Wohlergehen brauche –
und komme wieder ein Stück mehr bei mir selbst an,
falle noch ein Stück mehr ins Vertrauen
und ins Jetzt und in den großen Lebens-Fluss.
Und eine erschütternde Erkenntnis zeigt sich auch:
Die allermeisten Menschen sind verletzt
und kämpfen unbewusst auf die ein oder andere Art darum,
dieser Verletzung zu entkommen, sie bloß nicht zu spüren –
oft nach dem Motto: koste es, was es wolle
und sei es das Leben und Wohlergehen anderer
(und das von einem selbst).
Wenn man so will:
Die Menschheit, so erscheint es mir,
ist eine Ansammlung Verletzter in unterschiedlichen Graden –
mit ein paar Ausnahmen und Lichtgestalten – in Form von Erwachten.
Und selbst von den Erwachten (und sonstigen Lehrern) scheinen einige
noch unbewusste Verletzungen in sich zu tragen.
Ach ja, es ist so leicht,
das Gefühl der Verletztheit zu verdrängen oder abzuspalten,
statt es den Schmerz spürend und durchlebend zu erlösen.