Angst auflösen – Teil 2: Wege zu sich selbst und zur Verständigung – für GFK- Kundige
Liebe GFK- Freunde, aufgrund des Wunsches der Zeitschrift „einfach ja“ nach Kürze, habe ich mich im ersten Text auf wesentliche Kernaussagen beschränkt und alles so kurz wie nur möglich ausgedrückt. Hier ist jetzt Raum für Ergänzungen, weitere Anregungen und mehr Tiefe. Bitte lest zuerst den Text für die Zeitschrift. Da diese im ersten Artikel angesprochenen Ängste unsere Gesellschaft spalten, würde ich hier gern einen Ausblick geben, wie wir zur Verständigung und zum Verständnis der jeweils anderen Gruppen beitragen können und noch besser für uns selbst sorgen können bzw. noch andere Wege aus der eigenen Angst finden.
Gegenseitige Verständigung funktioniert schlecht, wenn wir aus unserer eigenen nicht aufgelösten Angst heraus handeln. Deshalb ist es wichtig, zuerst einmal die eigenen Ängste zu erlösen. Im ersten Artikel habe ich die Auflösung meiner beiden Ängste, die vor Diktatur und die vor Armut beschrieben.
Nach Dr. Daniele Ganser ist in dieser Zeit die Angst vor dem CoronaVirus ebenfalls weit verbreitet. Wie ihr wisst, entsteht Verbindung zu uns selbst durch Selbsteinfühlung und die Verbindung zum anderen durch Empathie für die andere Person. Diese Empathie kann still sein, also nur innerlich. Versuchen wir uns mal in die Menschen einzufühlen, die Angst vor dem CoronaVirus haben. Welche Bedürfnisse könnten diese Menschen in Gefahr sehen? Ich finde folgende Bedürfnisse: Gesundheit, Überleben, Fürsorge (andere schützen), Schutz vor Schuld, Wirksamkeit (beitragen zur Gesunderhaltung und Schadensbegrenzung), Leistungsfähigkeit erhalten. Findet ihr noch weitere?
Wenn ich ehrlich bin, habe ich die gleichen Bedürfnisse. Ich kann mir gut vorstellen, dass jemand, der Angst vor dem Virus hat, ebenso gern in Freiheit und im finanziellen Wohlstand leben will. Offensichtlich haben alle drei Gruppen (Gruppe A – Angst vor Virus; Gruppe B – Angst vor Diktatur, Gruppe C – Angst vor Armut) gleiche oder ähnliche Bedürfnisse. Hier liegt also die Basis für Verständigung.
Doch Vorsicht, bitte nicht die anderen zu ihrem Glück zwingen und deren Angst ungefragt auflösen wollen. Das wäre übergriffig. Wenn ich innerlich deren Angst und Bedürfnisse verstehe und meine eigene Angst aufgelöst habe, dann kann ich zuhören, wenn der andere* es will – ohne dass ich ihn verändern will. Und ich kann akzeptieren, wenn der andere nicht über das Thema mit mir sprechen will.
Ist das Akzeptieren noch schwer für dich? Dann sind eigene Ängste nicht aufgelöst. Ja, diese Zeit bringt so viele angstbeladene Themen hoch – und alle wollen erlöst werden. Das braucht seine Zeit.
Wenn der Andere über das Thema reden möchte, dann ist es für die Verständigung notwendig, seine Ängste anzuhören und eventuell mit ihm seine Bedürfnisse zu erkunden. Und das als seine Wahrheit zu akzeptieren. Nur wenn der andere aus seinen Ängsten aussteigen will, dann ist er dafür offen. Nur dann können wir ihn diesbezüglich unterstützen und begleiten.
Ansonsten können wir einfach bei uns, unseren Werten und Bedürfnissen bleiben und dazu stehen. Dem anderen gestatten wir dasselbe. Die Amerikaner haben ein Sprichwort, was wir Deutschen nicht haben und damit leider auch nicht leben. Es heißt: „Let´s agree to disagree.“ „Lasst uns darauf einigen, dass wir in dieser Sache nicht einig sind“. Warum sollen in einer so vielfältigen Welt denn alle die gleichen Ansichten, Einsichten und Erkenntnisse haben? Und wissen wir denn wirklich, ob unsere Strategien die richtigen sind und wir damit das erreichen, was wir uns wünschen? Jeder kann für sich selbst entscheiden und muss die Konsequenzen seiner Wahl leben.
Wissen wir wirklich, was diese Zeit uns bringen wird? Sind wir da nicht alle mehr bei Annahmen als beim Wissen? Ist es nicht gerade diese Ungewissheit, die uns Angst macht? Und so versuchen wir unsere bisherigen Ansichten, Erfahrungen und Erkenntnisse auf das Neue zu projizieren. Woher wissen wir, ob das so eintreten wird, wie wir es vermuten?
Was, wenn hier ein ganz neuer Prozess auf der Erde läuft, etwas, was es noch nicht gab? Viele spirituelle Menschen sprechen davon. Ob sie Recht haben? Die Zukunft wird es zeigen. Ja, auch das sind nur Annahmen über die Zukunft.
Es ist schwer, diese Ungewissheit über die Zukunft auszuhalten. Unser Verstand will immer einordnen, dann ist er zufrieden. Vielleicht ist der Verstand zu klein, um gegenwärtig Antworten geben zu können.
Was bleibt uns dann? Das Jetzt und unsere Gefühle.
Was wir also sicher haben ist das Jetzt. Wie gehen wir damit um? Folgen wir unserer eigenen Wahrnehmung oder lassen wir uns von Medien aller Art beeinflussen und in alle möglichen Richtungen und Ängste treiben? Wenn du keine Medien hören oder lesen würdest, wie ginge es dir? Was sind deine unmittelbaren Erfahrungen? Was betrifft dich wirklich? Haben wir nicht die Freiheit und die Verantwortung selbst zu entscheiden, was wir an uns heran lassen?
Bei unseren Gefühlen ist zu unterscheiden, ob es Gefühle sind, die durch unsere Vorstellungen über die Zukunft (oder aus der Vergangenheit) entstehen oder ob sie ins Jetzt gehören.
Die Gefühle vom Jetzt sagen ganz klar, was für uns selbst jetzt stimmt – und weisen auf unsere momentanen Bedürfnisse hin. Es ist also in der jetzigen Zeit möglich, sich voll auf sich zu besinnen und sein Inneres zu fragen, was für einen stimmt. Und vielleicht findest du auf diese Weise Wege, total glücklich zu sein – ohne dich selbst zu betrügen.
Vielleicht ist genau das die Herausforderung und die Aufgabe der heutigen Zeit – sich auf das Jetzt einzulassen, sich auf sich selbst zu besinnen, sich spüren zu lernen, auf die eigene innere Stimme und Wahrheit zu hören, die eigene Macht zu erkennen und Klarheit zu entwickeln – nur für sich – nicht gegen die anderen. Auf diese Weise nutzen wir diese Zeit für persönliches Wachstum, das ausstrahlt auf unsere Umgebung.
Übrigens wäre es nicht auch ein Weg aus der eigenen Angst und für die Verständigung, die jeweils andere Gruppe zu fragen, warum sie unsere eigenen Ängste nicht teilt?
Also, die Gruppe mit Angst vor dem Virus fragt die anderen, warum sie diese Angst nicht haben. Und dann zeigt sich vielleicht, dass diese Menschen vielleicht gar keine Corona-Leugner sind, sondern eben nur andere Wege zur Gesunderhaltung leben. Oder die Gruppe mit der Angst vor Diktatur fragt die andere Gruppe, warum sie diese Angst nicht hat usw. Vielleicht erhalten wir dann Antworten, die uns beruhigen und uns wachsen lassen.
Liebe Leserin, lieber Leser ich danke dir für deine Aufmerksamkeit.
*Ich schreibe hier der Verständlichkeit halber ausschließlich in der männlichen Form. Liebe Frauen, bitte fühlt euch auch angesprochen.