Gewaltfrei werden eine Lebensaufgabe

Gewaltfrei werden ist eine Lebensaufgabe
Seit 7 Jahren betreibe ich Gewaltfreie Kommunikation –
und bin immer wieder neu erstaunt und froh,
was für ein kraftvolles Mittel Dr. Rosenberg gefunden hat,
welche Erlösungen, Befreiungen damit möglich sind,
wie man damit wieder in Einklang mit sich selbst kommt –
immer wieder neu.
Und aus dem Einklang mit sich und der Annahme von allem in sich selbst,
entstehen die Annahme, das Vertrauen, das Mitgefühl
und das Wohlwollen gegenüber anderen.
Und die Freiheit, die anderen so sein lassen zu können,
wie sie sind.
Am Anfang dachte ich, es geht schnell,
Gewaltfreie Kommunikation zu erlernen,
so in 2 – 3 Jahren.
Dachte, dass ich die Gewaltfreie Kommunikation können will,
wollte die Haltung, von der da gesprochen wird,
selbst leben.
Ein hehres Ziel, das mich herausgefordert hat,
mich beflügelt hat,
viel Kraft in das Erlernen und Üben der GfK zu investieren –
zum Glück.

Doch es ging auch ums haben wollen,
können wollen
und unbewusst ums „in Ordnung sein wollen“,
d.h. mich als in Ordnung, also okay zu empfinden,
also meinem inneren Kritiker zu entsprechen.

Wie sehr das Gewalt nach innen ist, habe ich erst viel später erfahren.

Ich glaube zu dieser falschen Annahme, dass man GfK
in schwierigen Kommunikationssituationen schnell anwenden kann,
haben auch GfK-Lehrer beigetragen,
die so taten, als ob sie die GfK immer können
und viel von ihrem Ringen mittels GfK
und von ihrer wahren Lebenssituation versteckt haben.

Schon längst habe ich erkannt, dass es unmöglich ist,
in jeder Situation, die einem im Leben begegnet,
kommunikativ empathisch zu reagieren –
sowohl empathisch mit sich selbst als auch mit anderen.
Und das ist gut so.
Denn diese Situationen wollen uns was lehren –
viel viel mehr lehren,
als wir mit einer oberflächlichen schein- empathischen
GfK- Gesprächstechnik lernen können.

(Es soll den Spruch von Rosenbergs Frau geben: „Don´t NVC me.“
Frei übersetzt: „Komm mir nicht mit dieser Empathie-Masche mirgegenüber.“)

Denn diese schwierigen Situationen brauchen Zeit – manchmal viel Zeit,
denn es geht darum, dass Unbewusstes bewusst werden will.
Und wenn es nicht klappt mit dem Jetzt-Empathisch-Sein,
dann will noch mehr bewusst werden.
Darin liegt die Befreiung
und nicht in einem selbstkontrolliertem scheinempathischen Verhalten mittels GfK.

Und auf einmal braucht man sich auch gar nicht mehr zu kontrollieren,
denn auf einmal sind Bewusstheit und Verständnis
Sanftheit, Fühlen und Mitgefühl auf ganz natürliche Weise da.
Und diese natürliche Liebe und das Spüren der echten Gefühle
kontrollieren sich selbst – ohne Anstrengung.

Solange du dich anstrengen musst, um empathisch zu sein,
tu es nicht, denn du bist nicht wirklich empathisch.
Dein Ego hat nur einen neuen Trick gefunden,
dich der Welt auf eine Weise zu präsentieren,
wie du nicht bist – und das ist Täuschung und Selbsttäuschung
und das ist Gewalt.
Auch Dr. Rosenberg spricht davon, wenn er sagt: „Eine Giraffe ist nicht nett.“

Diese eigene Erlösungsarbeit hin zur Gewaltlosigkeit mittels GfK
dauert viele Jahre, vermutlich ein Leben lang,
denn man wird immer wieder herausgefordert –
vom eigenen Ego, von seinen Mustern,
von seinem unbewussten Verhalten und Glaubenssätzen,
von den Situationen und Menschen, die einem begegnen.

Aber jeder einzelne Schritt lohnt sich.
Jeder einzelne Schritt befreit.
Jeder einzelne Schritt bringt einen
mehr in die eigene Mitte und Lebenskraft.
Jeder einzelne Schritt bringt einen in die Selbstliebe
und in die Liebe zu anderen –

selbst wenn man unterwegs durch die Hölle muss,
durch all den eigenen Schmerz,
durch all die eigenen Wölfe, die sich gut verstecken,

bis man eines Tages begreift,

dass all der Schmerz und die Wölfe Geschenke sind
um lieben zu lernen.
Immer wieder neu – ohne Ende.

Selbst Erwachte sprechen davon,
dass sie bis zu ihrem letzten Atemzug achtsam sein müssen,
um zu spüren, wenn sich wieder Ego,
d.h. Gewalt, Besserwissen,
rechthaben, sich drüberstellen,
andere erziehen wollen,
Forderungen
und all die anderen Wölfe,
einschleicht.

Wie schön eine Methode zu kennen, die achtsam macht –
für die eigenen Wölfe, die eigene Gewalt –
und die einen Weg aufzeigt,
die eigenen Wölfe zu erlösen.